Im Winter 1807/8 hatte Napoleon Deutschland besetzt. Mitten in Berlin am Sonntagnachmittag versammelte sich regelmäßig eine verhältnismäßig kleine Schar von Zuhörern in der Akademie, um den mutigen Geisteshelden Johann Gottlieb Fichte zu erleben in seinen 14 Vorträgen der „Reden an die deutsche Nation“. Unter den Zuhörern sind sicher auch Spitzel, auf den Straßen patrouillieren die französischen Soldaten, viele Menschen wurden verhaftet. Aber Fichte schützte sein unerhörter Mut. Er redete vor einer Anzahl von Menschen, aber durch sie zum ganzen Volk. Fichte wollte nie schön-geistige Vorträge halten, die nur ein feingeistiger Zeitvertreib für höhere Bildungsschichten wären, sondern er wollte auf den Willen und das Gemüt einwirken. Er wollte die Menschen verändern, erheben, begeistern zur Tat. Schon damals konstatierte er, dass nur wenige Menschen fähig seien, sich zu Idealen zu erheben und sich zu bemühen danach zu handeln. Über die anderen, die dieser Fähigkeit ermangeln sagte er gnädig: „Über jene wolle die gütige Natur walten, und ihnen zur rechten Zeit Regen und Sonnenschein, zuträgliche Nahrung und ungestörten Umlauf der Säfte, und dabei-kluge Gedanken verleihen!“ Weiterlesen